Trauer um Altbundespräsident Roman Herzog.
Herzog starb im Alter von 82 Jahren, bestätigte das Bundespräsidialamt in Berlin. Er war von 1994 bis 1999 Bundespräsident.
Bundespräsident Joachim Gauck würdigte seinen Vorgänger als „markante Persönlichkeit, die das Selbstverständnis Deutschlands und das Miteinander in unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet hat“.
„Mit Sachverstand, Klugheit und großer Lebenserfahrung trat er für unser Land und seine freiheitliche Verfassung ein.“
Alt-Bundespräsident Roman Herzog und seine Ehefrau Alexandra Freifrau von Berlichingen. Das Foto entstand im März 2015 auf der Götzenburg in Jagsthausen (Baden-Württemberg)
Alt-Bundespräsident Roman Herzog und seine Ehefrau Alexandra Freifrau von Berlichingen. Das Foto entstand im März 2015 auf der Götzenburg in Jagsthausen (Baden-Württemberg)
Foto: Daniel Naupold / dpa
Beherzter Kampf gegen Blockaden
Herzog hatte in seiner Amtszeit unermüdlich vor Reformmüdigkeit in Deutschland gewarnt. Er machte es sich zur Aufgabe, gegen Blockaden in Politik und Gesellschaft anzugehen.
Mit seiner berühmten Berliner Rede im April 1997 („Durch Deutschland muss ein Ruck gehen...“) schrieb Roman Herzog Geschichte. Darin forderte er die Deutschen auf, von „liebgewordenen Besitzständen“ Abstand zu nehmen.
„Durch Deutschland muß ein Ruck gehen“
Der damalige Bundespräsident Roman Herzog am 26.4.1997 während seiner Grundsatzrede im Berliner Hotel Adlon
Foto: Andreas Altwein / dpa
Herzog war es auch, der den Impuls für den „Holocaust-Gedenktag“ an (27. Januar) gegeben hat.
Sein Leben
Herzog wurde 1934 in Landshut geboren. Abitur 1953 mit sehr gut, er studierte Jura in München, bereits mit 30 Jahren hatte er sich habilitiert. Ein Jahr später wurde er Professor an der Freien Universität Berlin.
1970 trat er in die CDU ein.
Von 1980 bis 1983 war der CDU-Mann Herzog baden-württembergischer Innenminister. Von 1994 bis 1999 stand Herzog an der Spitze der Bundesrepublik.
Vor seiner Präsidentschaft war er der Präsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. Er machte sich als einer der Kommentatoren des Grundgesetzes einen Namen.
Alt-Bundespräsident Roman Herzog, aufgenommen am 10.03.2015 auf der Götzenburg in Jagsthausen (Baden-Württemberg)
Alt-Bundespräsident Roman Herzog (2015)
Foto: Daniel Naupold / dpa
Von 1958 bis 2000 war Herzog mit seiner ersten Ehefrau Christiane verheiratet. Sie starb an Krebs. 2001 heiratete er Alexandra Freifrau von Berlichingen. Mit ihr gemeinsam lebte er zuletzt auf der Götzenburg in Jagsthausen, zwischen Heilbronn und Stuttgart.
2009 wurde bekannt, dass Herzog sich einer Krebs-OP unterziehen musste.
Damals als Bundespräsident traf Roman Herzog 1996 auf Papst Johannes Paul II. auf dessen Deutschland-Besuch
Damals als Bundespräsident traf Roman Herzog 1996 auf Papst Johannes Paul II. auf dessen Deutschland-Besuch
Foto: Action Press
Politiker mit Weitsicht
Seine politische Weitsicht stellte er immer wieder auch in BILD-Interviews unter Beweis.
Herzog setzte sich auch kritisch mit den Bürgern und Politikern auseinander. „Das Volk bewegt sich nicht“, sagte er im Frühjahr 2008. Es gebe eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, „aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren“.
Ende 2013 mahnte er die Gestalter Europas, den „Warnschuss“ der ersten AfD-Erfolge ernstzunehmen.
„Die AfD ist ein Alarmsignal für die Europa-Politik in dem Sinne, dass die Bürger neue Antworten auf die Europa-Frage erwarten", sagte Herzog damals. Und mahnte:
„Für meine Generation war Europa: Frieden, Erweiterung der Freiheit, wirtschaftlicher Wohlstand. Alle drei Punkte sind für die meisten Menschen heute selbstverständlich. Für sie ist wichtig, dass Europas Wohlstand innerhalb der Globalisierung gesichert wird und dass Europa sich politisch und wirtschaftlich gegen die USA und China behauptet. Das leistet Europa nicht. Stattdessen gibt es jede Menge kleinliche Bevormundung, von Schreckbildern auf Zigaretten-Packungen bis zum Glühlampenverbot. Ich kann nur empfehlen, die AfD nicht als lästigen Prozente-Dieb zu sehen, sondern als europapolitischen Warnschuss.“
Roman Herzog mit seiner ersten Ehefrau Christiane vor der Villa Hammerschmidt in Bonn
Roman Herzog mit seiner ersten Ehefrau Christiane vor der Villa Hammerschmidt in Bonn
Foto: Action Press
Engagierter Christ
Neben seinen vielseitigen politischen Aktivitäten engagierte sich der Protestant auch für seinen christlichen Glauben und seine Kirche.
Zwischen 1973 und 1991 gehörte Herzog der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, von 1978 bis 1983 stand er dem Evangelischen Arbeitskreis von CDU und CSU vor. Von 1981 bis 1994 hatte er zudem die Mitherausgeberschaft der Bonner Wochenzeitung „Christ und Welt – Rheinischer Merkur“ übernommen.
Auch nach seiner Zeit als Bundespräsident setzte Herzog seinen Einsatz für christliche Fragen fort. So übernahm er zwischen 1996 und 2006 die Rolle des Kuratoriumsvorsitzenden der Hermann-Kunst-Stiftung zur Förderung der neutestamentlichen Textforschung, die unter Theologen weltweit höchstes Ansehen genießt.
Alle Bundespräsidenten des Bundesrepublik Deutschland - Infografik
Gauck kondoliert der Witwe
Bundespräsident Gauck kondolierte Alexandra Freifrau von Berlichingen zum Tode ihres Mannes, schrieb: „Als Minister, als Präsident des Bundesverfassungsgerichts und als Bundespräsident waren ihm die Bürger- und Freiheitsrechte niemals nur abstrakte Begriffe. Als Vorsitzender des Europäischen Grundrechte-Konvents hatte er maßgeblich Anteil an der Europäischen Einigung.“
Und weiter: „'Die Fähigkeit zur Innovation entscheidet über unser Schicksal' – das war die feste Überzeugung von Roman Herzog. Deshalb hat Ihr Mann Reformbereitschaft angemahnt und stand zugleich für die Bewahrung des Bewährten. Sein vorwärtsstrebender Mut verband sich mit einer charmanten Skepsis. Diese Mischung war ebenso unverwechselbar wie sein unabhängiger Geist und seine Liebe zum klaren Wort. Mit diesen Eigenschaften trug er viel zur Verständigung zwischen Bürgern und Politik bei und erwarb sich Respekt und große Sympathie bei ungezählten Menschen.“
Roman Herzog habe sich um Deutschland verdient gemacht. „Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.“
http://www.bild.de/politik/inland/roman-herzog/eilmeldung-politik-herzog-49677912.bild.html
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